Donnerstag, 1. Februar 2018

FM Kompakt zu Besuch bei den Radio Drops Machern

Die Geschichte von Radio Drops / FM Kompakt trifft Drops-Macher Roland Kopf

Am Rande der FM-Kompakt-Radiotage in Straßburg und Offenburg trafen wir Anfang Oktober 2017 Roland Kopf, „Macher“ des einstigen Piratensenders Radio Drops, sowie Ralph Sester. Ralph gehörte von 1988 bis 1999 zum Drops-Team (Laser-Programmierung – LightJockey – DJ).

Das Radio-Drops-Studio © Roland Kopf/Ralph Sester

Die einstigen Radiopioniere strahlten ihre Programme von Südtirol, Ostbelgien oder auch von der Nordsee aus nach Deutschland. Nur wenigen ist bekannt, dass es auch „Piratensender“ aus dem Elsass gab. Ab 1987 sorgten vor allem Radio Drops und Radio Powerplay/Euroradio (Charly 2000) in der Region um Offenburg, Karlsruhe und im Elsass für Furore. Beide Stationen hatten ihre Sender auf französischem Boden stehen und wurden für eine gewisse Zeit geduldet. Und zwar solange, bis auf politischen Druck diesen „Piratensendern“ die Grundlage entzogen wurde. Sie waren im Grenzgebiet so erfolgreich, dass sie sowohl den Elsässer SNan als auch deutschen Stationen wie SWF3 Hörer wegnahmen. Es wurde darauf hingewirkt, dass man im Elsass lediglich dann weiter senden darf, wenn eine offizielle Lizenz hierfür erteilt wurde. Doch wie es der „Zufall“ will, gingen diese Lizenzen im Anschluss nur an französischsprachige Privatradiostationen.

In einem gemütlichen Nebenzimmer des Offenburger Restaurants „Brandeck“ erzählte uns Roland Kopf im Gespräch mit Jörn Krieger vor über 20 Hobbyfreunden und Radiomachern der Offenburger Szene (Frank Leonhardt – Radio Telstar Offenburg, Markus Knoll, Uwe Carsten, Rainer Nitschke – Hitradio Ohr/Schwarzwaldradio) die spannende Geschichte rund um Radio Drops.

Bereits am 9. September 1981 eröffnete Roland Kopf im Ortsteil Goldscheuer in Kehl am Rhein die Großdiskothek Drops, welche in den 80er und 90er Jahren im weiten Umkreis große Bekanntheit genoss. Das Drops war mit seinen 2.500qm lange Zeit die größte und modernste Diskothek Süddeutschlands. Von Beginn an kam im Drops auch eine spektakuläre Laser-Anlage zum Einsatz. Aber auch aufgrund in der Disco durchgeführten Tiger- und Löwenshows sorgte das Drops nicht nur beim Fernsehsender RTL für Aufsehen.

Zur Unternehmensgruppe Drops gehörten später auch das Radio Drops, der aufgrund seiner clubnahen Atmosphäre Mitte der 80er Jahre zu den beliebtesten Radiosendern im Bereich von Karlsruhe bis Basel gehörte. 1987 wurde auch Radio Drops unterwegs (eine Rollende Disco) und Drops Records (ein Plattengeschäft in der Kehler Innenstadt) gegründet.

Linke Tischseite Roland Kopf – Uwe Carsten – Thomas Kuderer – Frank Leonhardt –

Rechte Seite: Ralph Sester © Thomas Kircher/FMK

Hiervon und über vieles mehr erzählte uns Roland Kopf:

Wie kam es dazu, außer der Diskothek auch einen Radiosender zu betreiben?

Ich hatte eigentlich schon längere Zeit die Idee, dass sich diese beiden Dinge gut verbinden lassen und gegenseitig ergänzen. Werbung war teuer und was gibt es für eine Diskothek besseres, als einen eigenen Radiosender zu präsentieren? Einer meiner DJs bearbeitete mich schon seit einiger Zeit, mich mit einem „Radiomacher“ in Straßburg zu treffen. Gesagt, getan…. Anfang 1987 habe ich mich schließlich mit dem damaligen Eigentümer getroffen. Auch er hat sein Radio rein aus Spaß an der Freud' gemacht. Ich bin also nach Straßburg gefahren und als ich den Studioraum betrat, traute ich meinen Augen kaum: Da standen etwa zehn Apfelsaftkisten, ein Kassettendeck und zwei Schallplattenspieler. Was ich dort sah, war also einfachste Technik auf kleinstem Raum und das Ganze hörte sich so professionell wie SWF3 an. Das hat mich schon gewaltig fasziniert.

Ich habe spontan angeboten, den Namen „Drops“ einzubringen und mich finanziell zu beteiligen. Im Laufe der Zeit habe ich dann das Studio und den Sender komplett übernommen. Wir sendeten auf der Frequenz 107,70 MHz.

DJs hatte ich ja, das heißt jeder durfte zwei Stunden pro Tag von Straßburg aus Programm machen. Wir brachten die Musik, welche auch in der Disco beliebt war, und unsere „Meldungen“ bestanden aus den Schlagzeilen der tagesaktuellen BILD-Zeitung. Jeder DJ machte hinter die von ihm vorgelesene Meldung einen Haken, so dass wir uns nicht wiederholten.

Unsere Inhalte über die besten Sexerlebnisse oder wer geht mit wem bzw. wer hat welche kennengelernt haben unsere Hörer fasziniert. Wir hatten umwerfende Resonanzen und Anrufe in der damaligen Zeit. Teilweise stand das Telefon nicht mehr still.

Von 06:00 bis 20:00 Uhr (manchmal auch bis 22:00 Uhr) gab es Live-Programme, nachts liefen Bänder. Wobei die Revox-Maschinen immer mal wieder Probleme machten und wir mehrmals in der Woche nachts ins Studio über die Grenze fahren mussten, um wieder nonstop Musik auszustrahlen.

© Roland Kopf/Ralph Sester

Die Leute liebten Radio Drops und sie hörten uns. So ist ein Freund eines DJs morgens beim Bandwechsel kurz ans Mikrofon gegangen und machte in einem Satz die Durchsage: „Wenn wir extra um 01:30 Uhr ins Studio kommen, um das Band zu wechseln, könntet ihr auch mit einer Flasche Jim Beam vorbeikommen, wir haben schließlich Durst.“  Allein in dieser Nacht kamen geschätzte 300 Hörer mit jeder Menge an Getränken in unser Studio nach Straßburg.

Die Hörresonanz spornte uns an und machte richtig viel Spaß. So fanden regelmäßig am Rasthof Baden-Baden Hörerpartys statt. An dieser Stelle war Radio Drops perfekt zu empfangen und viele verwandelten den Parkplatz zum Treffpunkt und zur Partymeile. Das war wirklich handgemachtes Radio, welches die Massen bewegte.

Wer gehörte alles zum Radio Drops Team?

Das war eine ganze Menge. Wobei mir spontan die folgenden Namen einfallen:

Gary Preston, war die „Voice“ von Drops – er war vor allem bei den Mädels unglaublich beliebt. Mit ihm stehe ich noch heute regelmäßig in Kontakt, und das nicht nur, weil ich mit seiner damaligen Freundin verheiratet bin J Gary war unser Moderator für die schlüpfrigen Shows in der Diskothek (vom Schaumbaden bis Schlammcatchen). Heutzutage moderiert er die deutsche Fußball-Bundesliga für englischsprachige Sender.Uwe Carsten ist heutzutage bei Hitradio Ohr und dem Schwarzwaldradio on air. (FMK-Anmerkung: Uwe bereicherte an diesem gemeinsamen Abend ebenfalls unsere Runde)Sandra Laeske (später Euroradio, Ladies First, Hitradio Ohr/Schwarzwaldradio)Commander Tom (später RTO) hatte in den 80er Jahren zwei Charthits „And the rap goes on“ und „Last Night Rap“. Er ist ein weltweit bekannter Techno-DJ und Produzent.Mino Barbanera unser Italiener im Team. Er moderierte im sympathisch gebrochenen Baden-Deutsch.

Gerne erinnere ich mich auch noch an Rachel, unsere Französin. Ihr haben wir ein wenig Deutsch beigebracht. Gesendet wurde auf Deutsch, Französisch und Elsässisch.

Wie war das Verhältnis zu Charly 2000 vom Konkurrenten Powerplay/Euroradio?

Das war nie giftig, doch immer angespannt. Wobei auch immer etwas Slapstick beinhaltet war, so erinnere ich mich an folgende Begebenheit:

Charly hatte immer wieder Störsender gegen unser Radio Drops aufgestellt, wir haben diese meistens gefunden, abgebaut und Charly vor die Haustüre gelegt, mit einem Zettel drangeheftet: „Gruß von Roland“.

Während Charly 2000 eher „Kirmesradio“ machte oder auch mal die in Deutschland verbotene Version eines Ärzte-Songs spielte, setzten wir immer voll auf Discomusik.

Was waren die besonders schönen Diskothek-Drops-Augenblicke?

Da gab es sehr viele, doch ganz besonders gerne erinnere ich mich an die Auftritte von DJ Bobo, Sandra, Bad Boys Blue oder auch von Culture Beat. Wir hatten damals die Top-Größen des Showgeschäfts bei uns auf der Bühne. Der Ansturm auf diese Acts war gigantisch.

DJ Bobo trat übrigens noch vor seiner Karriere als Sänger bei uns auf: nämlich als Tänzer. Im Rahmen der Wahl zum „Disco King“. Mit ihm hatte ich immer ein ganz besonders angenehmes und freundschaftliches Verhältnis.

Neben der gigantischen Lasershow, die sich übrigens heute zusammengebaut in meinem Keller befindet, war die Tigershow in der Disko natürlich etwas ganz Besonderes. Tiere waren meines Vaters Leidenschaft. Eines Tages schlug ein Wanderzirkus ausgerechnet in unserer Heimatgemeinde Goldscheuer seine Zelte auf. Diese hatten einen kleinen Tiger, der schwer erkrankt war und mit dem Zirkus nicht weiter auf Wanderschaft gehen konnte. Mein Vater nahm sich diesem Tigerbaby an, das Tier wurde gesund und vor allem groß.

Wir „integrierten“ den Tiger hinter mehreren zentimeterdicken Glasscheiben im Drops. Das Ganze wurde natürlich von Tierschützern und Ärzten beobachtet, doch wir konnten eine artgerechte Haltung gewährleisten. 

Was mich in letzter Zeit sehr bewegte und freute, war die Resonanz auf unsere bisherigen Drops-Revival-Partys. Innerhalb weniger Stunden waren die Karten bereits im Vorverkauf vergriffen. Das Publikum ist bis heute wie eine große Familie mit einer gemeinsamen verbindenden Erinnerung: Tolle und unvergessliche Augenblicke im Drops.

 

Radio-Drops-Logo und hier der Link zur Radio-Drops-Erkennungsmelodie: http://fmkompakt.de/Radio_Drops_-_Erkennungsmelodie.mp3

 

Welche Erinnerungen hast Du noch an Radio Drops?

Heutzutage kommt kein Sender mehr ohne Werbung aus. Das war bei uns anders. Wir machten lediglich Werbung in eigener Sache und für unsere Plattenfirma „Drops Records“. Die einzige wirkliche Werbung im Programm wurde für eine Pizzeria ausgestrahlt.

Im Laufe der Zeit errichteten wir außer Straßburg (107,70 MHz) einen weiteren Antennenstandort und zwar im Norden, direkt an der Grenze zu Karlsruhe. Diesen Relais-Sender auf 105,90 MHz erreichten wir per Richtfunk. Gesendet wurde auf beiden Frequenzen mit ca. 2 Kilowatt.

Von der Diskothek zum Studio waren es lediglich etwa zwei Kilometer. Das Studio und die Antenne waren im Industriegebiet auf der französischen Seite. Extrem teuer waren die Leitungskosten von der Disko zum Sender. Ein Abend kostete uns rund 2.500 Mark, um live von der Diskothek aus zu senden. Dies beschränkten wir deshalb auf besondere Augenblicke wie zum Beispiel an Silvester.

Wie kam es zum Aus von Radio Drops?

Hauptgrund war ganz sicher, dass wir nicht nur in Offenburg, Karlsruhe und zum Teil weit darüber hinaus in Deutschland gehört wurden, sondern auch im Elsass sehr beliebt waren. Obwohl wir hauptsächlich auf Deutsch gesendet haben, wurden wir auch von der Französisch sprechenden Jugend gerne gehört.
sprechenden Jugend gerne gehört.

Im Nachhinein verstehe ich das ja auch irgendwie. Die französischen Stationen hatten einen Radioauftrag, d.h. diese Danke FMKopakt

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